Hilfe! Unser Streit ist eskaliert!

Streit eskaliert

Hilfe! Unser Streit ist eskaliert!

Was tun, wenn ein Gespräch trotz aller Bemühungen aus dem Ruder läuft?

Neulich habe ich auf meiner Facebook-Fanpage etwas zum Thema „Angriffe vermeiden. Ich-Botschaften verwenden“ gepostet. (Du kannst Infos dazu auch in meinem Blogbeitrag „Ich will, dass Du Dich änderst!“ nachlesen.)

Eine Leserin des Posts schrieb dazu: „Wenn der Mensch gegenüber das nicht macht, sondern mit Vorwürfen und Du-Botschaften wie ein Wortemaschinengewehr auf einen losgeht. Was empfiehlst Du da?“

Eine sehr gute Frage! Was tust Du, wenn Deine eigenen Bemühungen, ein konstruktives Gespräch zu führen, nicht fruchten? Wenn Dein Partner aufbrausend wird? Unfair diskutiert? Dir das Wort im Mund umdreht? Dich angreift? Blockiert?

Ohne Kenntnis der genauen Situation und (Paar-)Dynamik ist das schwer zu beantworten. Eine Patentlösung, die für jedes Paar gilt, gibt es nicht. Eine Empfehlung möchte ich jedoch trotzdem geben: Time-Out!

Wenn eine Situation schon so weit eskaliert ist, macht es meist keinen Sinn, noch weiter zu diskutieren. Abstand, damit sich die Emotionen wieder beruhigen können, hilft dann am besten.

Meine eigenen Anfänge in Sachen Streitkultur


Ich erinnere mich noch gut an die Anfänge meiner jetzt doch schon seit 21 Jahren bestehenden Beziehung. Mein Mann und ich hatten damals noch getrennte Wohnungen. Und zum Teil auch sehr getrennte Ansichten über bestimmte Dinge. 😉

Was öfter dazu geführt hat, dass wir im Streit auseinander gegangen sind. So hatte jeder zwar in seiner eigenen Wohnung den nötigen Abstand, um sich wieder zu beruhigen. Aber dafür wurde es mit jedem Tag auch schwerer, wieder ins Gespräch zu kommen. (Nicht nötig zu erwähnen, dass ich ein ganz schöner Dickkopf sein kann, oder? Aus lauter Trotz halte ich es schon ganz gut ein paar Tage ohne Kontakt aus…)

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Damals wussten wir noch nicht allzu viel über Kommunikation. Aber uns war beiden klar, dass wir hier eine Regelung finden müssen, wenn es dauerhaft mit unserer Partnerschaft klappen soll. Mein Mann ist Gott sein Dank sehr gut im Finden pragmatischer Lösungen. Damals sah diese dann so aus, dass wir vereinbart haben, uns grundsätzlich direkt am Tag nach einem Streit beim anderen zu melden. Und damit gar nicht erst Diskussionen aufkamen, wer sich denn nun bei wem rühren muss, haben wir ganz einfach festgelegt, dass ich an geraden Tagen den ersten Schritt mache und er an ungeraden. Problem gelöst.


Regeln und Selbstverpflichtung sind wichtig!


Was ich damit sagen will: Auch dafür, dass ein Time-Out gelingen kann, braucht es bestimmte Regeln. Diese müssen zwischen beiden Partnern fest vereinbart sein. Und es müssen sich dann auch beide daran halten.

Das erfordert  schon ein "gerütteltes" Maß an Selbstreflexion und Verpflichtung der Partnerschaft gegenüber. Beide Partner sollten das Ziel haben, eine positive Streitkultur in ihrer Beziehung zu etablieren.

Bei meinem Mann und mir sieht das inzwischen so aus:


  1. Wir sind uns einig, dass wir uns konstruktiv miteinander auseinandersetzen wollen. Keine Beleidigungen, keine Beschimpfungen, keine ausufernden Streits, usw.
    Wir sind keine Gegner, sondern wir wollen gemeinsam tragfähige Lösungen finden. Das ist sozusagen unser grundsätzlicher Streitkultur-Vertrag, den wir miteinander geschlossen haben.

  2. Wir haben ein Stopp-Signal vereinbart. Wann immer einer von uns der Meinung ist, dass ein Gespräch jetzt eine ungute Wendung nimmt, oder einer merkt, dass er einfach zu erschöpft oder gestresst für eine Fortsetzung der Unterhaltung ist, zeigt er dem anderen das klassische Time-Out-Zeichen mit beiden Händen.

  3. Wir halten uns an das Signal. Jeder akzeptiert die Pause, die der andere einfordert. Ohne Diskussion, ohne Nachtarocken, ohne einen Flunsch zu ziehen.

  4. Wir vereinbaren sofort – bevor wir auseinander gehen – wann wir das Thema, das zum Streit geführt hat, wieder aufgreifen und wir unser Gespräch fortführen. Den Vorschlag dazu macht derjenige, der die Unterbrechung angeregt hat.

  5. Wir haben beide unsere Variante gefunden, möglichst schnell wieder runterzukommen. Mein Mann geht meistens zum Laufen, ich mache mir eine Tasse Tee, schnappe mir eine unserer vier Katzen und ziehe mich zurück.

  6. Wir betreiben beide ehrliche Ursachenforschung. Was ist das eigentliche Problem? Was bedrückt uns wirklich? Nur an den Symptomen herumzudoktern bringt uns nicht weiter. Wenn der andere uns verstehen soll, müssen wir den Sachen auf den Grund gehen.

  7. Wir wissen inzwischen, was uns hilft, das Gespräch entspannt und in angenehmer Atmosphäre fortzusetzen. Meistens verabreden wir uns zu einem Spaziergang durch die Felder hier im Dorf. Das gemeinsame Bewegen tut uns gut. Und dass wir nebeneinander gehen und uns nicht frontal in die Augen starren, erleichtert es uns, schwierige Dinge anzusprechen.

Vielleicht konnte ich Dir damit ja eine Anregung dafür geben, wie Du in Deiner Beziehung eine positive Streitkultur etablieren kannst. Ich würde mich sehr freuen, wenn Du über Deine Erfahrungen berichtest.

Herzlichst,

Deine Barbara

PS: Gerne unterstütze ich Dich bei der Erarbeitung individueller Streitregeln für Dich und Deine Partnerschaft. Sprich mich einfach an! Über meine Kontakt-Seite hast Du den direkten Draht zu mir.

About the author

Barbara Wanning

Hallo, ich bin Barbara Wanning und seit 2009 habe ich mich endgültig dem Thema "Kommunikation" verschrieben. Denn nichts spielt für mich eine ähnlich große Rolle in privaten und beruflichen Beziehungen wie gehört und verstanden zu werden. Deshalb sorge ich in Trainings und Beratungen dafür, dass Missverständnisse und Beziehungsstress keine Chance mehr haben!

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