Warum versteht er mich einfach nicht?
Unter anderem wegen einer entscheidenden Zutat, die den meisten Gesprächen fehlt!
Zwei typische Situationen
Welche Zutat das ist, werde ich Dir gleich verraten. Lass uns doch aber erst einmal zwei typische Gesprächssituationen anschauen.
Die erste kennst Du bestimmt. Du möchtest Deinem Partner gerne etwas erzählen. Der ist jedoch gerade mit etwas anderem beschäftigt, sagen wir einmal, er liest den Newsfeed seiner Tageszeitung am Handy. Also fragst Du vorsichtig „Kann ich Dir kurz was erzählen?“. Er braucht eine Weile, bis er reagiert. Dann sagt er „Ja, klar. Erzähl‘ nur!“, schaut aber weiterhin auf sein Handy.
Entsteht jetzt bei Dir der Eindruck, dass er Dir wirklich zuhört? Wohl eher nicht.
Oder folgende Situation: Ihr befindet Euch miteinander im Gespräch (diesmal ohne störendes Handy), Du beginnst etwas zu schildern. Und noch bevor Du ausgeredet hast, unterbricht er Dich und stellt seine Sicht der Dinge dar.
Wie erlebst Du das? Fühlst Du Dich verstanden? Ich tippe mal schwer auf „Nein“.
Ach, übrigens, bevor Du jetzt freudig mit dem Finger auf Deinen Partner zeigst und rufst „Ja, genau! Der ist schuld! Der muss was ändern!“, bitte ich Dich, einen Moment innezuhalten und ganz ehrlich zu überprüfen, ob Dir nicht auch ab und zu solche „Dinge passieren“. Also ich kann mich jedenfalls nicht völlig davon frei sprechen… 😉
Okay, ich gebe zu, ich habe Dich hier vielleicht ein bisschen in die Falle gelockt. Aber das war mir Deine Aufmerksamkeit wert. Kommst Du trotzdem noch weiter mit mir auf Ursachenforschung? Prima!
Die fehlende Zutat
Gehen wir also nochmal zurück zur Ausgangsfrage: Warum kommt denn nun in den geschilderten Situationen kein gutes Gespräch zustande? Welche Zutat fehlt?
Ich behaupte, es liegt daran, dass uns eine ganz wichtige Fähigkeit verloren gegangen ist. Die Fähigkeit zuzuhören. Die Bereitschaft, sich ganz auf unser Gegenüber einzulassen, in seine Erlebenswelt einzutauchen.
Denn genau darauf kommt es an. Dass Du Deinen eigenen Bezugsrahmen (wie es immer so schön heißt) verlässt und Dich voll und ganz auf die Gefühls- und Gedankenwelt des anderen einlässt.
Und das wiederum erfordert eine klare Entscheidung! Zuhören ist primär eine Frage des Wollens.
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Die Verwechslung von „Hören“ und „Zuhören“
Viele verwechseln leider „Hören“ mit „Zuhören“. Und so kommt es dann zur ersten geschilderten Situation. Nur weil ich ein Geräusch (das Sprechen des anderen) höre, heißt das noch lange nicht, dass ich auch den Inhalt des Gesagten wahrnehme und verstehe.
Dem anderen ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken, ist eine wichtige Grundvoraussetzung für erfolgreiche Gespräche.
Aufmerksamkeitskiller lauern überall
Oft machen es allerdings die äußeren Bedingungen schwer, dem anderen aufmerksam zu folgen.
Stell‘ Dir doch bitte mal vor, Du befindest Dich in einer sehr lauten Umgebung. Zum Beispiel bei einer Sportveranstaltung, wo allein schon die Geräuschkulisse dafür sorgt, dass Du nur jedes 2. Wort Deines Partners hören kannst. Nicht besonders förderlich fürs Verständnis, oder?
Gleiches gilt, wenn Euer Gespräch an einem Ort stattfindet, an dem die Temperatur nicht passt. Entweder weil Du vor lauter Kälte und Zähneklappern Dein eigenes Wort nicht verstehst oder weil Dir vor Hitze der Schweiß aus allen Poren läuft und Deine Gehörgänge verstopft. Na gut, das war jetzt vielleicht ein bisschen übertrieben. Aber von der Tendenz her weißt Du sicher, was ich meine.
Auch wenn Ihr es Euch für das Gespräch nicht richtig bequem machen könnt, wird ein Teil der Aufmerksamkeit ständig abgelenkt. Weg von dem, was Du sagen möchtest, hin zu dem harten Stuhl, der wackeligen Bank oder dem zugigen Stehtisch.
Agieren statt reagieren
Aber auch die innere Einstellung beider Gesprächspartner spielt eine wichtige Rolle.
Kaum hast Du etwas gesagt, schon kontert Dein Partner mit einem „Ja, aber…“ oder „Also ich sehe das so…“. Vielleicht fällt er Dir sogar ins Wort und lässt Dich noch nicht einmal ausreden.
Das liegt oft daran, dass wir alle viel zu sehr mit uns selber beschäftigt sind. Noch während der eine spricht, überlegt der andere, wie er am besten sein Anliegen loswerden kann. Da wird schon fleißig an eigenen Argumenten gefeilt, bevor man überhaupt hingehört hat, was der andere zu sagen hat. Da ist kein empathisches Reagieren, sondern nur ein abwehrendes Agieren. Frei nach dem Motto: Angriff ist die beste Verteidigung!
Zuhören kann man lernen
Die gute Nachricht für heute: Zuhören kann man lernen.
Wenn Ihr Euch beide einig seid, dass gute Kommunikation in Eurer Beziehung einen Platz haben soll, dann habt Ihr schon den wichtigsten Schritt gemacht!
Und wenn Ihr dann noch die bewusste Entscheidung trefft, dem anderen offen, empathisch und zugewandt zuzuhören, dann seid Ihr schon einen zweiten entscheidenden Schritt weiter. Welche Regeln es für solch ein aktives Zuhören gibt, kannst Du u.a. in meinem Blogbeitrag „Hören vs. Zuhören“ nachlesen.
Und wenn Du meine persönliche Unterstützung haben möchtest: Ich bin nur eine Nachricht von Dir entfernt!
Herzlichst,
Deine Barbara